Hygiene stärkt das Immunsystem von Astrochelys radiata
Als bodenbewohnende Reptilien setzen Schildkröten in freier Wildbahn ihre Exkremente einfach willkürlich im offenen Gelände ab. Flüssigkeiten trocknen an der Sonne rasch aus und Darmbakterien werden durch die intensive UV Strahlung abgetötet. Insekten, Würmer und Mikroorganismen im Boden zersetzen und verwerten die Hinterlassenschaften vollständig. Auch bei einer hohen Populationsdichte in einem Gebiet ist es ziemlich unwarscheinlich, dass Schildkröten mehrmals über die gleichen verunreinigten Stellen laufen oder sich mit dem Kot von Artgenossen übermässig kontaminieren.
In Gefangenschaft haben wir aber aufgrund limitierter Platzverhältnisse eine andere Hygienesituation. Vorallem in Innengehgen laufen Schildkröten immer wieder durch mit Kot und Urin verunreinigte Stellen und verteilen so Fäkalien über die ganze Gehegefläche. Es entsteht in relativ kurzer Zeit ein unsichtbarer Teppich aus Darmbakterien und anderen Mikroorganismen. Substratschichten haben eine bestimmte Aufnahmekapazität, ist diese jedoch gesättigt, können sich auch darin schädliche Bakterien ungünstig vermehren. Bei Dichtestress und mangelnder Hygiene potenziert sich diese Bakterienlast und kontaminiert die Schildkröten immer wieder mit den eigenen, aber auch den Bakterien von Artgenossen. Diese übermässige und repeditive Kontaminationskette schwächt das Immunsystem von Astrochelys radiata und kann zu gefährlichen äusseren und inneren Infektionen führen.
Achten Sie in der Schildkrötenhaltung sowohl im Innen- als auch Aussenghege immer auf Sauberkeit und Hygiene! Strahlenschildkröten aus unhygienischen Verhältnissen haben oft ein geschwächtes Immunsystem und leiden unter unbemerkten, chronischen Entzündungsherden im Magen-Darmtrakt. Schleichende, diffuse Infektionen können sich via Verdauungstrakt aber auch auf andere Organe ausbreiten und zu einem plötzlichen, multiplen Organversagen führen. Bei Jungtieren wirkt eine erhöhte Bakterienlast sich besonders negativ auf den Stoffwechselhaushalt und das Wachstum aus.
Beachten Sie folgende Hygienehinweise in der Schildkrötenhaltung:
FAQ zum Themenbereich Hygiene
Die Aufzählung gehaltener Landschildkrötenarten ist für uns primär kein Nachweis einer artgerechten Haltungssituation. Im Gegenteil, oft lässt sich hinter einer grossen Menagerie an Schildkröten immer enge Platzverhältnisse, unhygienische Gehege und artübergreifende Vergesellschaftungen vermuten. Beeindruckend ist eine Schildkrötenhaltung vorallem dann, wenn weniger die Quantität der gehaltenen Tiere, als vielmehr die Qualität der Haltungssituation für die einzelnen Arten im Vordergrund steht. Haltungskonzepte, die für wenige Schildkröten grosszügige, naturnahe und artgerechte Platzverhältisse mit einer professionellen und sauberen Infrastruktur beinhalten, finden wir immer äusserst inspirierend und beeindruckend!
Strahlenschildkröten, die über einen längeren Zeitraum inaktiv und inappetent in einer Ecke sitzen zeigen unmissverständlich, dass sie sich in einer suboptimalen Haltungssituation befinden und/oder nicht wohl fühlen. Überprüfen Sie ehrlich und selbstkritisch die angebotenen Haltungsbedingungen. Lesen und studieren sie dazu auch die auf dieser Website beschriebenen Haltungsempfehlungen (besonders zu den Rubriken Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Hygiene und Futter). Sollte sich nach der Beseitigung eventueller Mängel oder Haltungsfehler keine Besserung einstellen, muss davon ausgegangen werden, dass die Tiere bereits ernsthaft krank sind. Suchen Sie in diesem Fall, in nützlicher Frist, einen spezialisierten Tierarzt auf. Bei einer Früherkennung und raschen Behandlung stehen die Chancen auf eine Genesung besser.
Achtung!: Obwohl Astrochelys radiata in den meisten Fällen eine gute soziale Verträglichkeit zeigt, raten wir dringend vor einer Vergesellschaftung mit artfremden Schildkröten ab! Astrochelys radiata hat eine besondere Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten, artfremden Mikroorganismen. Werden diese im Übermass aufgenommen, kann es zur Verdrängung oder zum Absterben der Darmflora kommen. Das Immunsystem wird dadurch erheblich und nachhaltig geschwächt und es kann zu chronischen und schleichenden Entzündungen im Magen-Darmtrakt kommen. Diese Entzündungsherde können sich aber auch im ganzen Körper ausbreiten und zu einem generalisierten Organversagen führen. Vermutlich steht die geringe Toleranz von Astrochelys radiata gegenüber artfremden Mikroorganismen im Zusammenhang mit der endemischen Lebensweise und dem Bewohnen von einer ganz speziellen, begrenzten, ökologischen, Nische.
Kaufen Sie auch keine Schildkröten aus gemischtrassigen Beständen, denn diese könnten bereits mit diversen Karnkheitserregern infiziert sein! Beachten Sie, dass eine Vergesellschaftung unterschiedlicher Arten immer Ausdruck von beschränkten Platzverhältnissen und Ignoranz der individuellen Bedürfnisse darstellt. Eine Vergesellschaftung schaft neben einer erhöhten Kontaminationsgefahr auch zusätzlichen und unnötigen Stress für die Tiere.